Wer gibt Ischan eine Chance?
Die Vorgeschichte von Ischan ist völlig unbekannt. Er tauchte eines Tages an einem rumänischen Kloster auf und fiel einer Tierschützerin auf, die ihn in ihre Obhut nahm in der Hoffnung, eine Unterbringung für den Senior zu finden. Die Unterbringung hat Ischan dann bei uns gefunden und jetzt hoffen wir, für ihn etwas besseres als das Tierheim zu finden.
Ischan wurde geschätzt auf 12 Jahre, aber er könnte auch etwas jünger sein. Eigentlich ist es egal, ob 10 oder 12 Jahre, denn Ischan ist eindeutig ein Senior. Besser trifft es aber, wenn man ihn als "liebenswerten und manchmal schrulligen Opa" bezeichnet, denn genau das ist er. Und damit ist eigentlich auch klar, daß Ischan kein Hund für die normale Vermittlung ist. Niemand, der sich einen Hund anschaffen will, möchte einen alten Hund ! Für Ischan sind daher Menschen angesprochen, die ihre eigenen Interessen zurückstellen, damit ein Hundeopa endlich einen schönen Lebensabend bekommt. Oder Menschen, die so ein liebenswert-verschrobener Hund wie Ischan zum Lachen bringen kann. Oder Menschen, denen die wieder gewonnene Lebensfreude eines alten Hundes an sich schon ein Gewinn in der Hund- Mensch- Beziehung ist.
Ischan ist ein sehr menschenbezogener Hund, er mag die Nähe und wird gerne gestreichelt. Auch wenn er aussieht wie ein zu klein geratener Schäferhund, ist er nicht wirklich wachsam und schon gar nicht aggressiv gegenüber Menschen. Erziehung auf Kommandos wie in Deutschland üblich ist ihm wie den meisten Auslandshunden fremd, aber er zeigt respektvollen Umgang mit Menschen und reagiert sehr prompt, wenn man ihm etwas verbietet. Ischan ist sehr bemüht, alles richtig zu machen. Und er ist einfach zu süß, wenn er mit aufgesperrten Maul auf das Leckerchen wartet, was da hoffentlich gleich reinplumsen wird.
Körperlich ist Ischan einerseits erstaunlich fit und flott unterwegs, andererseits sorgt ein Cauda Equina- Syndrom mal mehr und mal weniger für eine unkoordinierte Hinterhand. Aktuell kommt er sehr gut mit Schmerzmittel zurecht, aber es handelt sich beim Cauda Equina- Syndrom um einen fortschreitenden Prozeß, so daß man nicht weiß, wie lange der Status Quo gehalten werden kann. Jeder Tag ist also wertvoll für ihn, aber jeder Tag im Tierheim ist ein verlorener Tag.
Da die meisten Hunde in den ländlichen Regionen Osteuropas an der Kette oder im Verschlag leben müssen, leidet bei ihnen oft auch das Vermögen, adäquat mit Artgenossen umgehen zu können. Wenn so ein alter Hund wie Ischan dann plötzlich auf andere Hunde trifft, kann es nur schiefgehen. Im Tierheim ist er unverträglich mit beiderlei Geschlecht, er guckt gar nicht, wen er da vor sich hat, sondern legt sofort los. Körperlich ist er gar nicht mehr in der Lage, wirklich Schaden beim Gegenüber anzurichten, aber schön ist es natürlich nicht und für einen anderen Hund auch nicht zumutbar. Er kann übrigens hinterm Zaun auch fantastisch gegen andere Hunde stänkern, wäre er ein zweibeiniger Oldie, würde er den Krückstock schwingen ;) Beim Gassigehen hingegen läßt er sich gut regulieren, sodaß die Spaziergänge mit Ischan sehr angenehm sind.
Tja, und leider mag Ischan offensichtlich auch keine Katzen, denn wenn er von einer Katze angeguckt wird, legt er das als Kriegserklärung aus und fuchtelt wieder wild mit dem Krückstock.
Und trotzdem- oder gerade deswegen!?- hat dieser alte Mann einen Charme, der uns manchmal zum Schmunzeln bringt, aber manchmal auch rührt. Und er hat das Zeug dazu, uns Menschen zu zeigen, wie man trotz schwerer Vergangenheit sich auch im Alter nicht unterkriegen läßt.
(Mehr Bilder von Ischan auf der Hundevermittlungsseite.)